EINFÜHRUNG

Die folgende Orientierung über die Gestaltung von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen dient dazu, dass Sie zum einen Ihre eigene Position klären und dass Sie sich einen Überblick über die Möglichkeiten und den Ablauf der Unterstützung verschaffen, die Ihnen unsere Applikation bietet.

Sie erhalten dabei im Besonderen die Möglichkeit,

  • Ihr Vorwissen zu mobilisieren,
  • kritische Punkte und Probleme zu bedenken,
  • offene Punkte und Unklarheiten zu beseitigen,
  • den Bezugsrahmen Ihrer Tätigkeit festzulegen und
  • erste Entwurfsideen zu skizzieren

ORIENTIERUNG

Bevor jemand eine Aus- und Weiterbildungsmaßnahme entwickelt, sollte er/sie verschiedene Punkte klären, um zu verhindern, dass er/sie unter falschen Voraussetzungen arbeitet:

  • Handelt es sich um ein Aus- oder Weiterbildungsproblem?             (FOCUS)
  • In welchem Rahmen werde ich mich bewegen?                               (RAHMEN)
  • Welche Rollen kommen bei der Maßnahme ins Spiel?                      (ROLLEN)
  • Auf welchen Handlungsebenen ist die Maßnahme angesiedelt?       (EBENEN)
  • Welche Qualität wird für die Maßnahme angestrebt?                       (QUALITÄT)
  • Von welcher Grundidee ist die Maßnahme bestimmt?                      (GRUNDIDEE)

KLÄRUNG I (FOCUS)

Probleme, die man zunächst ausschließlich als solche der Aus- und Weiterbildung (Qualifizierung) von Mitarbeitern einer Organisation hält, erweisen sich beim näheren Hinschauen oft als Problembündel, die auch oder in erster Linie Maßnahmen anderer Art verlangen.

So kann es sein, dass die Qualifikationen bei den Mitarbeitern zwar vorhanden sind, dass aber deren Anwendung und Ausführung vor allem durch Mängel in der Arbeitsorganisation bedingt sind, so dass es gilt, diese zu verbessern.

Auch im Falle fehlender Kompetenzen und Qualifikationen, kann es oft sinnvoller sein, neue Mitarbeiter einzustellen, die über diese Kompetenzen bereits verfügen, als vorhandene Mitarbeiter weiterzubilden.

Schließlich empfiehlt es sich in solchen Fällen auch zu prüfen, ob nicht durch die Bereitstellung von Arbeitshilfen (job aids) wie z.B. tätigkeitsunterstützende Systeme oder durch Beratung am Arbeitsplatz entsprechende Kompetenzen effektiver zu vermitteln sind.

KLÄRUNG II (RAHMEN DER EIGENEN TÄTIGKEIT)

Wer mit der Entwicklung einer Aus- und Weiterbildungs-Maßnahme (z.B. eines Programms, eines Kurses, eines Seminars oder eines Qualifizierungsmoduls) beginnt, muss wissen, in welchem Rahmen er oder sie sich bewegt.

Im Besonderen ist es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein,

  • welche Institution (Organisation) Träger der Maßnahme ist,
  • wer entscheidet, ob und wie sie stattfinden soll,
  • im Rahmen welches Gesamtprogramms die Maßnahme steht,
  • welche zeitlichen, räumlichen, finanziellen und technischen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen sind,
  • welche Prüfungsanforderungen bzw. Zertifizierungsvorgaben bestehen,
  • auf welcher Grundlage die Teilnehmer der Maßnahme gewonnen werden,
  • im Rahmen welches Arbeitsvertrags bzw. welcher Arbeitsplatzbeschreibung Ihre eigene Tätigkeit stattfindet und
  • welche vertraglichen Vorgaben und Bindungen vorhanden oder erforderlich sind.

 

KLÄRUNG III (EIGENE UND FREMDE ROLLEN)

Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen sind immer auch mit sozialen Systemen verbunden, in denen Menschen bewusst oder unbewusst Rollen übernehmen.

Bevor man eine Weiterbildungsmaßnahme entwickelt, sollte man sich deshalb um Klarheit darüber bemühen, um welche Rollen im konkreten Falle geht.

Insbesondere ist zu klären, ob und wie weit

  • Teilnehmer („Lerner“) in der Rolle von selbstverantwortlichen Lernern, von mitentscheidenden Partnern, von passiven „Konsumenten“ oder von bloß physisch anwesenden „Aussitzern“ sein werden oder sein sollen;
  • Lehrende in der Rolle von Stoffexperten, Unterhaltungskünstlern, Lern-Vorbildern, Prüfern, Lernhelfern, Beratern, Moderatoren, Kurs-Managern oder Kurs-Designern zu sehen sind;
  • dritte Personen in der Rolle von Unterstützern oder „Verhinderern“ mitwirken werden.

KLÄRUNG IV (EBENEN, AUF DENEN DIE MAßNAHME ANGESIEDELT IST)

Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen können auf unterschiedlichen Ebenen angesiedelt sein. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von "Ebenen didaktischen Handelns" bzw. Im Falle didaktischen Designs von "Design-Ebenen".

Zu unterscheiden sind makro-, meso- und mikrodidaktische Ebenen, und zwar

  • die Systemebene (institutionelle Ebene),
  • die Programmebene,
  • die Ebene der Kurse bzw. Veranstaltungen,
  • die Ebene von Blöcken (innerhalb von Veranstaltungen),
  • die Ebene von Phasen und
  • die Ebene von Situationen.

Wer Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen entwickelt oder an ihnen mitwirkt, sollte sich darüber im Klaren sein, auf welcher dieser Ebenen er/sie in welcher Weise tätig ist. Deshalb sollten Sie sich zunächst mit der im Autoren Wissen gegebenen ausführlichen Erläuterung vertraut machen (und diese ggf. ausdrucken lassen).

KLÄRUNG V (FORMULIERUNG EINER GRUNDIDEE)

Unter der „Grundidee“ für eine Aus- und Weiterbildungsmaßnahme ist eine erste Vorstellung oder „Vision“ davon zu verstehen, wie diese Maßnahme etwa beschaffen sein könnte, z.B. darüber

  • wie die Maßnahme heißen soll,
  • auf welche Anforderungen und Kompetenzen sie bezogen sein soll,
  • welche Zielgruppe aus welchen Gründen an der Maßnahme teilnehmen wird,
  • wie umfangreich die Maßnahme sein sollte,
  • welches didaktische Grundkonzept verfolgt werden soll,
  • welche Beziehungen zu anderen Maßnahmen bestehen,
  • von welchen Beispielen man sich anregen lassen sollte,
  • welche Themen- und Wissensgebiete einbezogen werden sollten und
  • von welcher Qualität sie sein sollte.

Für den Fall, dass Sie diese Idee bereits jetzt etwas genauer fassen wollen, können Sie ein Formular zum Stichwort „Proto-Design“ aufrufen und in die folgende Tafel einbinden.

KLÄRUNG VI  (ANGESTREBTE QUALITÄT DER MAßNAHME)
Dass Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen ebenso wie andere menschliche Tätigkeiten und Produkte von unterschiedlicher Qualität sein können, ist bekannt. Ebenso ist bekannt, dass es Beziehungen gibt, zwischen

  • der Kompetenz derer, die an der Maßnahme beteiligt sind,
  • der Zeit und den Ressourcen, die dafür zur Verfügung stehen
  • und den Gütekriterien, an denen die Maßnahme gemessen wird.

Bei Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen lassen sich mindestens drei Qualitätsstufen unterscheiden:

  • professionelles Design mit sorgfältiger Qualitätskontrolle,
  • semi-professionelle Gestaltung, Durchführung und Evaluierung
  • und unprofessionelle Improvisation (“teach-as-teach-can”).