Was ist CEDID?

CEDID ist eine Umsetzung des Göttinger Katalogs Didaktischer Modelle (GKDM) in eine elektronische Fassung mit Programmierungen, die es gestatten, auf eine Wissensbasis zurückgreifend individuelle didaktische Designs entsprechend den verschiedenen didaktischen Modellen zu erstellen und zu dokumentieren.


In Trainingsseminaren zum GKDM war wiederholt von Teilnehmenden der Wunsch geäußert worden, etwas über Gesichtspunkte und vielleicht sogar Regeln für die Modellauswahl zu erfahren. Die schon angedeutete Überlegung der Autoren des GKDM, dass die verschiedenen Modelle unterschiedliche Affinität zu Wissens- und Kompetenzbereichen aufwiesen, führte 1988 zur Entwicklung eines Computerprogramms, das auf der Grundlage von 15 Prüfkriterien Empfehlungen im Hinblick auf die Eignung einzelner didaktischer Modelle abgab. Diese Prüfkriterien enthielten Aussagen über gegebene Voraussetzungen sowie erwünschte Anforderungen bezüglich der zu gestaltenden Lehr-/Lernkontexte:
• das durchschnittliches Vorwissen der Lerner/Lernerinnen in der Zielgruppe,
• die durchschnittlichen Erfahrungen der Lerner/Lernerinnen der Zielgruppe mit unterschiedlichen Lehr-/Lernformen,
• Fähigkeit der Lerner/Lernerinnen der Zielgruppe zu selbsttätigem Lernen,
• die Abkömmlichkeit der Zielgruppe vom Arbeitsplatz,
• die Übereinstimmung der Lernumgebung mit dem Praxisbereich,
• die didaktische Qualifikation verfügbarer Lernhelfer/-helferinnen,
• die Verfügbarkeit über Medien und andere Ressourcen,
• die Möglichkeit, Lernzeit in größere Blöcke zu gliedern,
• die Kurs-Festlegung durch Lernerfolgsnachweise,
• der Grad des zu vermittelnden Orientierungswissens,
• der Grad des in diesem Kurs/Unterricht o.ä. zu vermittelnden Handlungswissens,
• der Grad des in diesem Kurs zu vermittelnden Deutungswissens,
• inwieweit bei den Anforderungen an den Kurs/Unterricht der Aspekt der Anpassung an veränderte Verhältnisse wichtig ist,
• inwieweit Anforderungen an den Kurs/Unterricht in bezug auf eine Vorwegnahme (antizipatorisches Lernen) gestellt sind ,
• inwieweit Anforderungen an diesen Kurs/Unterricht an die Entwicklung der Persönlichkeit und der Selbstkompetenz der Lernenden gestellt sind.

Für jedes der 20 didaktischen Modelle war ein Anforderungsprofil erstellt worden, welches die für das betreffende Modell vorauszusetzenden Werte in Form eines „Ratings“ (Ordinalskala zu den Bezeichnungen: „sehr hoch“, „ziemlich hoch“, „ziemlich gering“, „gering“) enthielt. Zum Beispiel wurde das vorhandene Vorwissen für einen Frontalunterricht geringer angesetzt als für ein Lernprojekt. Das Programm prüfte dann die Übereinstimmungen bzw. Abweichungen zwischen Eingaben und Profil und gab entsprechende Empfehlungen über die Anwendbarkeit des betreffenden didaktischen Modells in dem gegebenen Kontext. Dabei wurde unterschieden zwischen einer optimalen und bedingten Anwendbarkeit, d.h. im Fall nicht zu großer Abweichungen erfolgten Hinweise darauf, welche Bedingungen ggf. nachzubessern seien bzw. bei welchen Anforderungen Abstriche zu machen seien.
Zusätzlich wurde auf die vielfältigen Ressourcen des GKDM zurückgegriffen und eine Wissensbasis zusammengestellt, die detailliertere Auskunft geben konnte über die einzelnen didaktischen Modelle. Diese beinhaltete und unterschied in den menügesteuerten Aufrufmöglichkeiten verschiedene Dokumente zu einer Vielzahl von Stichworten:
• Definitionen im Sinne von einführenden Texten (maximal 20 Zeilen),
• Erläuterungen (längere, handbuchartige Artikel),
• Beispiele (Beschreibungen von Praxis),
• Formulare (weiterverwendbare Textgerüste),
• Datenbanken (Tabellen),
• Film-, Bild- und Tondokumente,
• Quellenverweise in einer Gesamtbibliographie
• Später kamen auch Verweise zu Internetquellen („Links“) hinzu.
Schließlich wurde ein Lernprogramm implementiert, welches die Arbeitsschritte bei der Erstellung didaktischer Designs für jedes didaktische Modell unterstützte und dabei auch die vorhandene wie eine möglicherweise erstellte eigene Wissensbasis verfügbar machte. War z.B. für eine Erkundung die Erstellung eines Leitfadens erforderlich, so konnte entweder auf ein allgemeines Muster für solche Leitfäden zurückgegriffen werden und dieses den spezifischen Bedürfnissen entsprechend abgeändert werden, oder –falls bereits ein eigenes Design aus früheren Planungen verfügbar war- es konnte auf die hierin ausgeführten Dokumente zurückgegriffen werden.
Das Programmpaket mit den Komponenten Modellauswahl, Kontextanalyse, Wissensbasis, Tätigkeitsunterstützung wurde CEDID („Computer-ergänztes Didaktisches Design“) genannt. Es wurde als dynamisches, wachsendes System eingerichtet. Es war Grundlage für weitere Trainingsseminare und wurde in verschiedenen Promotionsprojekten und in mehreren EU-Projekten genutzt. CEDID wurde in verschiedenen Programmiersprachen (mittlerweile Visual Objects 2.8) implementiert und ist aktuell weiter verfügbar.


Literatur:
Hans-Dieter Haller, Wissensorganisation mit CEWID, einem wissensorientiertem und tätigkeitsunterstützendem System. In: N. Meder/P.Jaenecke/W. Schmitz-Esser (Hrsg.): Konstruktion und Retrieval von Wissen. Frankfurt/M., INDEKS Verlag, 1995, S. 14-21.


Hans-Dieter Haller, Alternative Instructional Models and Knowledge-Organization and Design-Support With CEDID. In: Tennyson, R. / Schott, F./Seel, N.M./Dijkstra, S.(eds.), Instructional Design: International Perspectives, Vol.1: Theory, Research, and Models. Mahwah, New Jersey/London. Lawrence Erlbaum, Associates, 1997, S. 371-379.

"Einführung in CEDID" (zur Fassung von 1990)