Warum Lernstile?
Die Beschäftigung mit Lernstilen eröffnet die Möglichkeit, sich mit den persönlichen Seiten des Lernens zu beschäftigen. Diese persönliche Seite wird neben den allgemeinen Gesichtspunkten von den Lernstilkonzepten besonders betont. Darüber hinaus wird jedoch noch der Blick für den Aneignungs- und Erfahrungsprozess des Lernenden überhaupt geschärft. Wie die Aneignung von Wissen und Erfahrung sich vollzieht kann durch die Lernstilkonzepte in einer typisierten Form dargestellt werden.
Schon der große pädagogische Klassiker Johann Amos Comenius (1592-1670) weist in seiner Didactica magna darauf hin, dass neben einer Lehrkunst auch eine Lernkunst wichtig ist. Er verwendet für die Lernkunst den Begriff der Mathetik. So wie man unter Didaktik eine Theorie des Lehrens verstehen kann, so soll mit Mathetik eine Theorie des Lernens bezeichnet werden.
Beispielsweise Jörg Schlömerkemper hält es für eine »eher fatale Entwicklung im pädagogischen Denken«, dass Mathetik in den Konzepten von Schule und Unterricht im Laufe der Jahrhunderte wenig diskutiert und entwickelt worden ist und überhaupt eine geringe Bedeutung gefunden hat.
(Vgl. Schlömerkemper, J. (2004) Mathetik. Lernen aus der Sicht der Lernenden. In: Basiswissen Sachunterricht. Band 4: Lernvoraussetzungen und Lernen im Sachunterricht. Hrsg. von A. Kaiser und D. Pech. Schneider Verlag Hohengehren, S. 113-118)
In den 1960er Jahren kam Ernest Rothkopf über den Begriff des "inspection behaviour" auf das Konzept des "mathemagenic behavior", also des lernerzeugenden Verhaltens. Dieser Ansatz kann als ein Beitrag zur Überwindung des behavioristischen Ansatz der Lernpsychologie betrachtet werden.
Rothkopf, E. Z. Learning from written instructive materials: An exploration of the control of inspection behaviour by test-like events. American Educational Research Journal, 1966, 3, 241?250.
Eine spätere Rezeption hierzu ist:
Barry, R. J. (1974). The concept of mathemagenic behaviour: An analysis of its heuristic value. Perceptual and Motor Skills, 38(1), 311-321.