Didaktische Vielfalt im Lehren und Lernen
Ein wesentliches Motiv für die Überzeugung vom Sinn didaktischer Vielfalt ist in der historischen, kulturellen und interindividuellen Diversität des Lehrens und Lernens begründet: Menschen haben zu verschiedenen Zeiten und in ihren jeweiligen kulturellen Orientierungen unterschiedliche didaktische Grundmuster herausgebildet; frühere Versuche, vor allem mittels empirischer Unterrichtsforschung einen didaktischen "Königsweg" zu finden, sind fallengelassen worden angesichts sich zunehmend durchsetzender Überzeugungen, dass insbesondere die spezifischen Kompetenzen, die erworben werden sollen, und die persönlichen Voraussetzungen von Lernerinnen und Lernern unterschiedliche Zugangsweisen erfordern.
Wer heutzutage eine didaktische Praxis empirisch auf ihre Wirkungen hin untersucht, ist gut beraten, die Zufriedenheits- und Lernerfolgsdaten der Lerner und Lernerinnen auch daraufhin zu untersuchen, ob nicht Heterogenität vorherrscht, einige also in der gegebenen Situation sehr gut lernen oder sehr zufrieden sind, andere aber gerade nicht.
Im Rahmen unserer Forschungen wird der kognitive Lernstil als Disposition oder Neigung definiert, eine spezifische Lernstrategie übersituativ zu verwenden. Der individuelle Lernstil ist dem Strategiegebrauch gewissermaßen vorgeschaltet, und er bestimmt, welche Strategie habituell verwendet werden soll.
Die weitere Arbeit an Lernstilen muss auch den kulturbedingten Aspekt des Lehrens und Lernens aufgreifen. Auch hierzu sind in den letzten 25 Jahren in Göttingen Forschungen durchgeführt worden, die sich weiter entwickeln lassen bzw. die weiter berücksichtigt werden in interkulturellen Lernumgebungen.
Hans-Dieter Haller Matthias Seipold